Saisonvorschau in der 1. Bundesliga – Teil 2 – Worms oder Paderborn als Topfavoriten

Im zweiten Teil der Saisonvorschau folgen nun die etablierten Teams, allen voran natürlich der amtierende Meister aus Worms, gefolgt von Seriensieger Paderborn, den Stuttgarter „Underdogs“ und den „Oldies“ aus Hamburg.

Die Hanse Squasher aus Hamburg haben in der abgelaufenen Saison für positiven Gesprächsstoff in der 1. Bundesliga gesorgt. Die Mannschaft um Manager Predi Fritsche und dem Vereinsvorsitzendem Simon Frenz hat nach dem Motto „Fit mit 40“ bewiesen, dass gute Squasher auch jenseits der 30 noch Topleistungen abliefern können. Ebenso war war Florian Pößl und Oliver Post mit von der Partie. Dazu kam auf der Ausländerposition der 30-jährige Australier Cameron Pilley (WRL 13).

In dieser Konstellation reichte es zwar nicht zum ganz großen Wurf, der Endrunde um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft, aber Platz 5 war aller Ehren wert. „Die Zuschauerresonanz war unglaublich positiv. Wir hatten bei jedem Spiel volles Haus, teilweise über 200 Fans auf den Rängen. Das Interesse an unserem Team und Squash allgemein ist in Hamburg sehr hoch. Auch die Hamburger Medien trugen ihren Teil dazu bei, dass die Saison – trotz verpasster Endrunde – ein großer Erfolg war“, zieht Predi Fritsche Bilanz.

So war es auch kein Thema, dass die „Oldies“ noch einen zweiten Versuch in Sachen Endrunde unternehmen. Ganz gezielt haben sich hierfür die Hanseaten verstärkt: Mit Felix Auer kam ein junger Spieler (18 Jahre) vom SV Neumünster aus der zweiten Liga. Er soll Erfahrung in der Oberklasse sammeln. Als Backup wurden noch Daniel Zilic und der 43 Jahre alte Ire Derek Ryan (ehemals Nr. 7 der Welt) geholt.

Auf die Frage nach der Motivation muss Predi Fritsche nicht lange überlegen: „Der ‚Kick‘ für uns alte Hasen liegt in der Liebe zum Sport und im gemeinsamen Erlebnis. Außerdem ist unser Ehrgeiz ungebrochen und wir lieben den Wettbewerb. Mit den Jungen mitzuhalten wird natürlich jedes Jahr schwieriger. Aber wir haben letzte Saison ganz gute Spiele abgeliefert und wollen das in dieser Saison nochmal schaffen. Florian Pößl und ich werden noch dieses Jahr 45. Sehr lange werden wir nicht mehr dabei sein können, insofern werden wir uns kommende Spielzeit nochmal richtig reinhängen.“ Die Chancen jedenfalls stehen nach dem Rückzug des Vizemeisters von 2011, Squash Inn Hamborn, nicht schlecht in die Play-offs einzuziehen.

Nichts anderes als die Endrunde vor Augen haben auch die Stuttgarter. Das Team der Sport-Iinsel, bei denen Arno Limmeroth als Manager fungiert und Peter Schmidl im Hintergrund die Fäden zieht, belegte vorige Saison Rang 3 und schied im Halbfinale gegen den Paderborner SC aus. So vermessen ist niemand bei den Schwaben, zu glauben, dass sie ernsthaft in den Titelkampf zwischen den beiden Großen (Worms und Paderborn) eingreifen können, aber mitspielen in diesem „Konzert“ will man durchaus, betont Arno Limmeroth.

Abgegeben haben die Stuttgarter lediglich den Ägypter Omar Mosaad, der gar nicht zum Einsatz gekommen war. Neu hinzugekommen ist mit dem erst 19 Jahre jungen Inder Mahesh Mangaonkar (WRL 88) ein echter Perspektivspieler, der in Belgien lebt und von seinem Trainer Shaun Moxham hoch gelobt wird: „Seit David Palmer habe ich keinen so trainingsfleißigen und professionell arbeitenden Spieler mehr kennengelernt“, sagt der Australier. In den letzten Monaten hat er sich von Platz 150 in der Welt nach vorne gearbeitet. Allein im letzten Monat machte er 19 Plätze in der Weltrangliste gut.

Während die Anwerbung indischer IT-Fachleute durch die Bundesregierung ziemlich schief gelaufen ist, scheint der „Inder-Import“ bei den Schwaben zu funktionieren. Bereits seit einem Jahr spielt Saurav Ghosal (WRL 20) erfolgreich in Stuttgart. Die Stammbesetzung hat sich laut Limmeroth nicht verändert. Bei wichtigen Spielen gegen die Aufsteiger oder die Hamburger setzt er auf den Schweizer Nicolas Mueller (WRL 21) oder Saurav Ghosal dahinter kommt der erfahrene Bundesligaspieler Moritz Dahmen und dann folgen die beiden Jungen: Valentin Rapp und Ben Petzoldt. Das Trainingslager haben die Stuttgarter in Tschechien absolviert, wo sie von Shaun Moxham gecoacht wurden. In den nächsten Wochenenden soll bei den Anstehenden Turnieren, die notwendige Wettkampfpraxis geholt werden.

Neun Meisterpokale haben die Paderborner bislang gesammelt, doch der zehnte wurde ihnen im Finale in Böblingen verwehrt. „Wir haben eine makellose Saison gespielt, aber eben nur bis zum Finale“, räumt PSC-Präsident Andreas Preising unumwunden ein. „Dabei haben wir die Wormser keinesfalls unterschätzt, wir wussten um deren Stärke, doch am Ende hat ein kleines Quäntchen gefehlt“. Schuldzuweisungen hat es seinen Worten zufolge keine gegeben. „Wir haben nur selbstkritisch das Finale analysiert.“

Für 2013/2014 ist also das alte Ziel auch das neue: Nummer 10 nach Paderborn. Die Ostwestfalen haben einen Abgang zu vermelden: Der Vertrag mit Norman Junge wird nicht verlängert. Sicherlich eine Schwächung für den PSC, denn auf Position 4 war Junge immer für einen Punkt gut. Dafür haben die Paderborner mit dem Ex-Bonner Lucas Wirths eines der größten Nachwuchstalente des deutschen Squash geholt. „Lucas ist nach Paderborn gekommen um dort seine Schule zu beenden, er lebt dann im Paderborner Sport Internat zusammen mit jungen Fußballern, Basketballern und Baseball-Spielern (Eine Initiative des Forum Paderborner Spitzensport gGmbH/ die Squasher sind dort Gesellschafter) und bereitet sich im Paderborner Ahorn Sportpark langfristig auf seine mögliche ‚Squashkarriere‘ vor“, berichtet Andreas Preising.

Auch der 19 Jahre alte Amir Sadik wurde neu verpflichtet. Lennart Osthoff ist jedoch die etatmäßige Nummer 4, sein Ersatz ist Cederic Lenz. Auf Position 3 und 2 sind Raphael Kandra und Simon Rösner gesetzt, wobei Rösner, der mittlerweile Rang 12 der Weltrangliste erklommen hat, sicherlich gegen den einen oder anderen Gegner auf Position 1 spielen wird. Tim Garner würde dann auf Position 3 hinter Kandra spielen.

Für die absoluten Topspiele und die Endrunde können die PSCler auf den Engländer James Willstrop (WRL Nr. 3) oder Peter Barker (WRL Nr. 7) zurückgreifen. Vor der Pflicht, dem Saisonstart in der Bundesliga, steht für den Paderborner SC die Kür im Mittelpunkt: Die European Club Championships vom 18. bis 21. September in Rimini.

„Meister werden ist nicht schwer, Meister bleiben dagegen sehr“ könnten die Wormser reimen, denen nun schon zum zweiten Mal nach 2011 den Meistertitel zu gewinnen und die Paderborner abzulösen. Die Wormser haben sich somit als zweite Kraft im deutschen Squash etabliert, was der Spannung durchaus gut tut. Die Bilanz der vorigen Spielzeit ist von Michael Zehe, Sponsor und Manager in Personalunion schnell gezogen: „Wenn man Deutscher Meister wird und im Vorjahr den ECC-Titel geholt hat, dann hat man nicht allzu viel verkehrt gemacht.“

Angesichts der Tatsache, dass in der ersten Mannschaft keinerlei Abgänge bei Worms zu verzeichnen sind, Neuzugänge allerdings auch nicht, fällt die Einschätzung leicht, dass auch der Mannschaftsmeistertitel 2014 nur über Black & White Worms führt. „Es wird sicherlich schwer, den Pokal zu verteidigen“, so Zehe, „aber wir können das Ganze mit breiter Brust angehen.“

Ganz ohne neue Spieler startet Worms aber doch nicht in Saison: „Wir haben einige Neuzugänge (Rex Hedrick, WRL Nr. 68 und Oliver Gracia) in der zweiten Mannschaft, was uns für die 2. Bundesliga Süd etwas mehr Spielraum verschafft. Für die Topspiele greifen die Wormser mit Sicherheit auf den Engländer Nick Matthew (WRL 4) zurück, als Nummer 2 ist Jens Schoor gesetzt, dem Zehe noch eine deutliche spielerische Steigerung prophezeit. Tim Weber, der bei der Endrunde der Mannschaftsmeisterschaft gezeigt hat welches Potenzial in ihm steckt, spielt in der neuen Saison erstmalig auf Position 3 und André Haschker wird dann als Nummer 4 in der Liga kaum zu bezwingen sein. „Die Vorbereitung hat bereits begonnen. Wir haben mehrere Trainingslager mit unserem Coach Marcus Berrett bis Anfang September, flankiert von individuellen Trainingsprogrammen für die Spieler“, sagt Zehe. Nächster Höhepunkt 2013 ist jedoch für die Wormser wie für die Paderborner, die ECC in Italien.