Jens Schoor holt entscheidenden Satz gegen Simon Rösner bei DMM 2013 in Böblingen

Der zehnte Meistertitel sollte es werden für den Paderborner SC bei der 34. Deutschen Mannschaftsmeisterschaft und lange sah es auch danach aus. Doch die Wormser spielten nicht mit. In vier hoch emotionalen und sportlich hochklassigen Matches stand es am Ende 2:2. Entscheidend war jedoch das letzte Spiel, das der Paderborner Simon Rösner gegen den Wormser Jens Schoor zu spielen hatte. Schoor benötigte einen Satzgewinn zum Teamsieg und im dritten Satz schaffte er die kleine Sensation. Sehr zur Freude des Wormser Anhangs und des überglücklichen Managers Michael Zehe. „Der zweite Titel heute ist der wichtigere, denn wir haben ihn in einem ganz engen Match gegen unseren härtesten Konkurrenten gewonnen.

Das macht ihn besonders wertvoll und freut mich für das ganze Team.“ Natürlich zeigte sich Paderborns Teammanager Andreas Preising enttäuscht, aber als guten Verlierer: „Wir wollten den zehnten Titel, mein Glückwunsch geht an die Wormser, die das Quäntchen Glück hatten, das man braucht. Wir freuen uns jetzt auf die European Club Championships im italienischen Rimini im September, wo wir den Wormsern wieder begegnen. Und im nächsten Jahr nehmen wir einen neuen Anlauf.“

Als Traumfinale apostrophiert, erfüllte das Endspiel zwischen dem neunfachen Deutschen Mannschaftsmeister Paderborner SC und dem Meister des Jahres 2011, Black & White RC Worms, alle Erwartungen der zahlreichen Zuschauer im Böblinger Pink Power. Vier Stunden lang leisteten die Paderborner erbitterten Widerstand.

Bereits im ersten Match zwischen dem Wormser Tim Weber und Norman Junge (Paderborner SC) wurden Squash-Delikatessen serviert. Der 25 Jahre alte Weber, der lange Zeit als „schlampiges Genie“ gehandelt wurde, scheint endlich sein wahres Leistungsvermögen abrufen zu können. In den ersten beiden Sätzen dominierte er den 23-jährigen Junge nach Belieben, forcierte oder verschleppte das Tempo, variierte seine Schläge und holte sich die beiden ersten Sätze. Dann hatte sich Norman Junge gefangen, hielt beim Tempo glänzend mit, gewann den dritten Satz und lag im vierten bereits 9:5 in Führung. Vier leichte Fehler brachten Weber, der seinem hohen Anfangstempo Tribut zollen musste, wieder ins Spiel und am Ende holte er den Satz und den ersten Punkt für Worms.

Danach spielten auf Position 3 André Haschker (Worms) gegen den Paderborner Raphael Kandra, der sich anschickt, die Top 50 in der Welt zu knacken (WRL Nr. 77). Eigentlich eine klare Sache für Kandra, auch wenn André Haschker einer der wenigen deutschen Spieler ist, die Kandra in jüngster Zeit eine Niederlage beibrachten. Haschker gilt als glänzender Teamspieler und großer Kämpfer und so sah sich der 22 Jahre junge Paderborner von der ersten Minute an dem aggressiven Spiel des 30 Jahre alten Wormsers ausgesetzt. Und es nahm niemand Wunder, dass Haschker unter dem Jubel der zahlreich angereisten Wormser Fans den ersten Satz holte. Doch es schien als ob Kandra den wake up-call gebraucht hätte. Im zweiten Satz sahen die Zuschauer ein komplett anderes Spiel. Kandra drehte an der Temposchraube und brachte Haschker von einer Ecke zur anderen und von einer Bedrängnis zur nächsten: 11:8; 11:1 und 11:5 endeten die nächsten Sätze zum Team-Gleichstand.

Anschließend waren die beiden besten Spieler der Teams im Court: Für Worms die Nr. 2 der Welt, Nick Matthew, für Paderborn sein englischer Landsmann, James Willstrop (WRL Nr. 4). Beide kennen sich seit Jugendtagen: 46 Mal sind die beiden in wichtigen Matches aufeinandergetroffen – 35 Mal verließ der ehemalige Weltmeister und Weltranglistenerste als Sieger den Court. Und der für Worms spielende Matthew demonstrierte vom ersten Ballwechsel an, dass er nicht gewillt war den elf Niederlagen gegen Willstrop eine weitere folgen zu lassen. Ganze zehn Punkte gönnte er Willstrop in den ersten beiden Sätzen. Als alles schon nach einem Debakel für die Paderborner Nummer 1 aussah, erkämpfte sich dieser noch neun Punkte im dritten Satz. Einen Satzgewinn ließ die Dominanz von Matthew jedoch nicht zu. „Nick Matthew hatte großen Druck, denn wir hatten nur eine Chance, wenn Willstrop keinen Satz gewinnt“, lobte Worms‘ Teammanager Michael Zehe seine Nummer 1.

Nun stand es 2:1 für Worms und Simon Rösner musste für Paderborn mit 3:0 gegen seinen Kontrahenten Jens Schoor gewinnen. Von der Papierform her eine klare Sache, schließlich ist der 25-jährige PSCler Nummer 12 der Welt und Jens Schoor „lediglich“ Nummer 78 der Welt. Aber die Bürde des Gewinnenmüssens ohne einen Satz abzugeben, lastete von Anfang an enorm auf Simon Rösner. Immer wieder brachte Jens Schoor den Paderborner in Verlegenheit und erzwang leichte Fehler seines Gegners. Im ersten Satz war Schoor bereits nur einen Punkt vom Satzball entfernt, in Satz 2 konnte Rösner sein druckvolles Spiel besser umsetzen. Aber im dritten Satz war Jens Schoor von Anfang an am Drücker: „Ich habe gesehen, dass Jens sich heute was traut und aggressiv ins Spiel gegen Simon Rösner ging“, erzählte Michael Zehe, der vor der Courttür mitfieberte und nach dem 11:6-Satzgewinn für Schoor jubelnd aufsprang. „Die ganze Mannschaft hat phantastisch gekämpft und ein Sieg über Paderborn in einem so wichtigen Spiel fühlt sich doppelt so gut an“, machte Zehe aus seinem Herzen keine Mördergrube. Mit breiter Brust fährt der zweifache Deutsche Mannschaftsmeister nun nach Rimini zum ECC: „Wir gehören zu den Favoriten dort, kann man ohne Übertreibung sagen“, so der Sponsor und Manager der Wormser. Vorher aber wird richtig gefeiert. Team und Fans besuchten gemeinsam die Players Party in Böblingen.